Der Tag verlief mit Packen und anderen Reisevorbereitungen. Es mussten noch Gummistiefel für mich und Bettina besorgt werden, ich brauchte noch Spanngummis zur Gepäckkomprimierung. Außerdem mussten wir einkaufen (Héctor musste für die nächsten Wochen versorgt werden), die Tiere mussten noch gegen Parasiten behandelt werden (da sind wir auch die ganze Zeit nicht dazu gekommen), ein bisschen Putzen, Körperpflege u.Ä. war auch angesagt.
Die Fahrt nach Bogotá verlief reibungslos (diesmal bergauf, und ohne Hund, aber nicht so viel Verkehr) und Migue hilft wieder mit dem ganzen Gepäck. Unser Flug geht morgen früh, wir müssen noch einmal umpacken, weil wir teilweise Sachen in Bogotá lassen und nur die „Tropenausrüstung“ mitnehmen.
Wir beschließen auswärts zu essen und begeben uns zu Viert und per Taxi in eine nahegelegene Mall, in der es auch Restaurants gibt, weil Ulrike noch ein paar dschungelgerechte Klamotten braucht. Während des Essens fällt uns auf, dass auf all den großen lautlosen Screens aufgeregte Nachrichten abgespielt werden, die den Flughafen betreffen. Man sieht Menschenaufläufe, sogar Schlägereien. Ulrike und Migue können dann in Erfahrung bringen, dass eine Fluggesellschaft Pleite gemacht hat und von jetzt auf nachher nicht mehr fliegt, daher die aufgebrachte Menschenmenge! Und –
es ist natürlich unsere Fluggesellschaft!!
Zuhause versuchen wir dann verzweifelt herauszubekommen, was genau nun passieren wird und vor allem, was mit uns jetzt wird, was uns aber nur sehr vage gelingt. Fakt ist, dass alle Flüge dieser Gesellschaft gestrichen sind und zwei andere Fluggesellschaften Passagiere übernehmen, sofern sie dazu in der Lage sind, heißt, solange Kapazitäten da sind und dies auch nur nach Reihenfolge der persönlichen Anwesenheit!
Obwohl wir alle völlig erledigt sind und es mitten in der Nacht ist, dränge ich darauf, dass wir zum Flughafen fahren und uns vor Ort informieren. Wir packen hektisch fertig, rufen ein Taxi und fahren los, erstmal ohne Gepäck. Unterwegs wird klar, dass wir Sachen vergessen haben einzupacken (ICH HABE MEINE SPRITZEN IM KLÜHLSCHRANK VERGESSEN!) und Migue wird telefonisch beauftragt, alles einzupacken, Taxi zu ordern und uns die Sachen zum Flughafen nachzubringen.
Mittlerweile sind wir angekommen, am Flughafen herrschen wirklich chaotische Verhältnisse, teilweise „campen“ die Leute schon seit Stunden vor den Schaltern, die im Übrigen geschlossen sind, es ist Mitternacht vorbei. Wir fragen uns durch, stellen uns getrennt vor verschiedenen in Frage kommenden Schaltern an, während Bettina sich mit den Rucksäcken in eine der langen Schlangen einreiht.
Keiner weiß Bescheid, es gibt keine definitiven Informationen und es gibt hunderte von Menschen, die alle irgendwo hinwollen. Gegen 2h früh öffnet der erste Schalter und als Ulrike endlich dran ist erfährt sie nur, dass alle Flüge in den Süden belegt sind und sie bei einer anderen Gesellschaft fragen muss (es gibt nur zwei, die Chancen sinken damit um 50%!). Der andere Schalter öffnet um 4h und wir ergattern nach stundenlangem Anstehen tatsächlich ein Stand By Ticket!
Gegen 5h können wir die Rucksäcke einchecken. Für den Standby Flug sollen wir um 10h am Gate stehen. Also fahren wir mit dem Taxi nach Hause, legen uns 3 Stunden hin und fahren dann erneut zum Flughafen. Die Warterei am Gate ist nervenaufreibend aber schließlich werden doch tatsächlich unsere Namen aufgerufen. Einzeln! Wir müssen ganz schnell überlegen, ob wir nur zusammen fliegen oder auch einzeln fliegen würden…dann hats aber geklappt. Und wir fliegen sage und schreibe: 1.Klasse!
Der Flug war toll (allerdings etwas kalt – ich glaube die Klimaanlage war auf Minusgrade eingestellt).
Unsere Laune war hervorragend, unser Zeitplan war ohne Einbußen und als wir irgendwann diesen riesigen Fluss Amazonas von oben sich durch unendliches Grün dahinschlängeln sahen, war alle Unbill der letzten 24h vergessen!
Ein Abenteuer beginnt mit einem Abenteuer!