Für heute war (endlich) der Ausflug zu Ulrikes Finca in den Llanos geplant. Seit Jahren sind wir mit dieser Finca vom Hörensagen vertraut und wir sind extrem gespannt. Die großen Pläne, die Ulrike anfangs mit diesem Bauernhaus in den Llanos von Kolumbien hatte sind nach und nach vereitelt worden. Ein Verwalter wurde erschossen, Ernten sind missglückt, es gab riesigen Ärger mit den Nachbarn und mehr. Im Lauf der Jahre verfiel das Anwesen nach und nach und heute lebt eine kleine indigene Familie auf dem Hof und hält alles einigermaßen am Laufen.

 

 

Wir brechen früh morgens auf, fahren zunächst auf geteerten, dann auf Staubstraßen.

 

 

Unterwegs, schon weit draußen auf dem Land, begegnen wir einem Kollegen,ein Bekannter von Héctor, der gerade dabei war Trächtigkeitsuntersuchungen bei den Rindern einer benachbarten Finca durchzuführen. Wir halten an zu einem kleinen Plausch und es werden Neuigkeiten ausgetauscht.

 

 

 

 

Gegen Mittag kommen wir auf der Finca an,

in Alta de los piscos

(also bei den Truthähnen…die aber nicht zuhause waren).

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Der Hof ist seit einiger Zeit nicht mehr bewirtschaftet (früher hat Héctor hier Reis angebaut) und die Familie die alles betreut, betreibt auf dem Grundstück einen kleinen Laden. Es liegt direkt an der Staubstraße, die dem örtlichen Durchgangsverkehr dient, v.a. den Lastwagen einer benachbarten Ölgesellschaft. Doña Marta verkauft Getränke und Snacks, hat ein paar Stühle vor der Baracke stehen und schickt ihren Mann derweil zum Arbeiten zur Ölgesellschaft.

 

 

Es gibt ein großes Hallo, wir werden umgehend mit kaltem Bier versorgt und wir müssen uns erstmal an die Hitze adaptieren. 

 

 

(Ein kleiner Rundgang über einen Teil des riesigen Grundstücks hat uns schon an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht, zumindest mich, muss ich sagen).

 

 

Nach dem Mittagessen – Doña Martas Tochter hatte für uns am nahen gelegenen Fluss ein paar (seltsame, aber schmackhafte) Fische gefangen, die man uns gebraten hat – ziehen wir weiter.

 

 

In Cabuyaro, der nächstgelegenen (kleinen) Stadt findet gerade ein Volksfest (für das ganze Umland) statt. Es gibt Buden und Musik und Héctor wird bewundert, weil er mit „seinen drei Monas“ im Schlepptau (nein! Nicht Äffinnen! Es ist der hiesige Ausdruck für hellhäutige Frauen europäischen bzw. amerikanischen Ursprungs) durch die Gegend stolziert. Er muss sogar ein Interview für den lokalen TV-Sender geben, der arme Mann (dem vor Stolz die Brust schwillt)!

 

 

In Cabuyaro sind wir mit der Fähre über den Fluss Meta gesetzt. Ebenfalls ein kleines Abenteuer. Wir befinden uns in der Trockenzeit, der Fluss führt wenig Wasser, die Fähre springt nicht an. Es wird viel improvisiert, es vergeht viel Zeit, es ist sehr heiß, es kommen durchaus Zweifel auf.  Aber letztendlich klappt es und wir sind auf der anderen Seite.

 

 

Wir fahren weiter, gelangen auf den Alto de Menegua, Kolumbiens geographischen Mittelpunkt mit toller Aussicht in alle Richtungen, legen dort ein Päuschen ein.

 

 

Dann weiter auf Staubstraßen nach Puerto Lopez und danach erreichen wir die Straße nach Villavicencio.

 

 

Es ist spät und wir sind k.o. Aber es war ein äußerst befriedigender Tag, mit vielen neuen Eindrücken. Und Aha-Erlebnissen. Die Einfachheit des ländlichen Lebens in den Llanos ist verblüffend. Und Ulrikes Geschichten von ihrer beruflichen Anfangszeit, als sie noch auf den Fincas und Haciendas praktisch tätig war, hat uns alles um so anschaulicher vor Augen geführt.