Cubarral

Heute wurde tatsächlich etwas länger geschlafen… (an dieser Stelle muss ich nochmal erwähnen, dass ich mittlerweile mühelos um 7h morgens aufstehe!). Und es sei erwähnt, dass es hier frühmorgens mitunter interessante Besucher gibt!

 

 

Der heutige Ausflug soll uns nach Cubarral führen. Wir verlassen Villavicencio erneut in eine andere Richtung und fahren ca. 2h durch teilweise richtig gepflegte Gegenden.

 

 

Auf dem Weg sind wir durch interessante Orte gekommen, teilweise sogar sehr malerische. Wir haben Rast gemacht, Früchte gekauft, einen Riesenleguan am Straßenrand gefüttert.

 

 

Dann erreichen wir St.Luis de Cubarral, ein sehr netter kleiner Ort am Fuß der Kordillere.

 

 

Wir fragen uns durch, fahren noch ein Stück mit dem Auto den Berg hoch bis wir an einem kleinen Anwesen ankommen, wo wir fragen, ob wir das Auto abstellen dürfen.

 

 

Es ist steil und es ist heiß! Allzu weit kommen wir nicht.

 

Wir sehen viele Vögel!

 

Wir treffen nette Leute, die in diesen Bergen leben und zwar unterschiedlichster Art. Zum einen einfachste Bergbauern in einfachsten Verhältnissen, zum andern landen wir bei einer Familie in einer großen, fast schon luxuriösen Villa, aber völlig abgeschieden von Allem. Ulrike hatte uns schon erzählt von den teilweise mysteriösen Anwesen, bei denen sich der Verdacht regelrecht aufdrängt, dass irgendwelche dunklen Geldkanäle an dieser Stelle an die Oberfläche treffen. So wird man auch hier das Gefühl nicht los, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmt.

 

 

Aber die Leute sind nett und hilfsbereit, zeigen uns die Gegend, die Flora und die Fauna und begleiten uns sogar ein Stück des Weges (ich denke, es kommen auch nicht sooo oft irgendwelche (europäischen) Besucher vorbei).

 

 

Der Abstieg war dann unproblematisch. Wir haben im Dorf noch ein paar Bier getrunken und als wir heimfuhren, war es auch schon wieder dunkel.

 

 

Ein toller Tag!

 

Zuhause haben wir uns zum Abendessen ein paar Empanadas bei der Bäckerei um die Ecke geholt und zur Feier des Tages eine Flasche Wein geköpft. Immerhin geht unser Aufenthalt in den Llanos morgen zu Ende. Der Abend verlief wie immer sehr unterhaltsam und wir sind alle aufgeregt, was uns in diesem Land noch alles erwarten wird.

Das Willkommensfest

Es war von Anfang an geplant, musste aber bis zum Wochenende warten, bis alle Zeit hatten.

Unser Willkommensfest!

Ulrike hat ihren Freundeskreis mobilisiert – alles Tierärzte und Musiker übrigens, die meisten beides – um den Besuch ihrer alten Freundinnen (der immerhin und wie erwähnt seit 30 Jahren überfällig war) gebührend zu feiern.

Die Location ist das Haus einer von Ulrikes Schwägerinnen nebst Mann, in einer schönen ländlichen Gegend am Stadtrand. Es soll gegrillt, musiziert und getanzt werden.

 

 

Der Morgen fängt recht turbulent an, es gibt einen Überfall in der Nachbarschaft, genauer gesagt genau auf der anderen Straßenseite, mit Messerattacken, großem Geschrei, Flucht und Verfolgung.

Echt was los hier!

Wir müssen uns kurz von dem Schrecken erholen, dann ist Einkaufen und Vorrichten für den Abend angesagt.

 

 

Am frühen Nachmittag kommen schon die ersten Besucher, und fahren mit verschiedenen Autos zu Héctors jüngster Schwester, wo das Fest stattfindet.

Während alle geschäftig Vorbereitungen treffen, machen Bettina und ich mal wieder einen Spaziergang und erkunden die Gegend (wobei wir uns auch gleich Ärger eingehandelt haben, weil wir zu lange an einem kleinen verwahrlosten Häuschen innegehalten hatten und zu allem Übel auch noch die hauseigenen Rinder fotografieren wollten…es half nur noch rasche Flucht und absolutes Stillschweigen, um Unheil vorzubeugen…)

Als wir zurückkommen sind schon etwa 15 Leute eingetrudelt. Ulrike stellt uns offiziell allen vor, wir sind natürlich Attraktion, und dann werden recht zügig die Musikinstrumente ausgepackt und aufgebaut und das Essen vorbereitet.

 

 

Wir werden ausgefragt und jede Möglichkeit einer polyglotten Kommunikation wird ausgeschöpft.

Und dann wird einfach ein paar Stunden mit Leidenschaft musiziert, eine bestimmte Variante der hiesigen Folklore, emotional, klar und mitreißend. Es wird getanzt, getrunken, gegessen…

 

 

Ich bin überhaupt noch nicht angekommen in der kolumbianischen Sprache und so schön der Abend ist, so anstrengend ist die Präsenz. Auch Bettina ist ziemlich erledigt.

Irgendwann löst sich die Gesellschaft auf und bis wir zusammengepackt haben und zuhause sind, ist es weit nach Mitternacht!

Wir sind ganz beseelt von der Freundlichkeit und Herzlichkeit, die uns entgegengebracht wurde. Ulrikes Freunde haben uns als Ulrikes Freundinnen einfach kompromisslos in die Arme geschlossen.

Wir haben jetzt Freunde in Kolumbien!

 

Wer mehr von Ulrikes Freunden hören will, hier Doris mit Familie!

Die Finca in den Ebenen

Für heute war (endlich) der Ausflug zu Ulrikes Finca in den Llanos geplant. Seit Jahren sind wir mit dieser Finca vom Hörensagen vertraut und wir sind extrem gespannt. Die großen Pläne, die Ulrike anfangs mit diesem Bauernhaus in den Llanos von Kolumbien hatte sind nach und nach vereitelt worden. Ein Verwalter wurde erschossen, Ernten sind missglückt, es gab riesigen Ärger mit den Nachbarn und mehr. Im Lauf der Jahre verfiel das Anwesen nach und nach und heute lebt eine kleine indigene Familie auf dem Hof und hält alles einigermaßen am Laufen.

 

 

Wir brechen früh morgens auf, fahren zunächst auf geteerten, dann auf Staubstraßen.

 

 

Unterwegs, schon weit draußen auf dem Land, begegnen wir einem Kollegen,ein Bekannter von Héctor, der gerade dabei war Trächtigkeitsuntersuchungen bei den Rindern einer benachbarten Finca durchzuführen. Wir halten an zu einem kleinen Plausch und es werden Neuigkeiten ausgetauscht.

 

 

 

 

Gegen Mittag kommen wir auf der Finca an,

in Alta de los piscos

(also bei den Truthähnen…die aber nicht zuhause waren).

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Der Hof ist seit einiger Zeit nicht mehr bewirtschaftet (früher hat Héctor hier Reis angebaut) und die Familie die alles betreut, betreibt auf dem Grundstück einen kleinen Laden. Es liegt direkt an der Staubstraße, die dem örtlichen Durchgangsverkehr dient, v.a. den Lastwagen einer benachbarten Ölgesellschaft. Doña Marta verkauft Getränke und Snacks, hat ein paar Stühle vor der Baracke stehen und schickt ihren Mann derweil zum Arbeiten zur Ölgesellschaft.

 

 

Es gibt ein großes Hallo, wir werden umgehend mit kaltem Bier versorgt und wir müssen uns erstmal an die Hitze adaptieren. 

 

 

(Ein kleiner Rundgang über einen Teil des riesigen Grundstücks hat uns schon an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht, zumindest mich, muss ich sagen).

 

 

Nach dem Mittagessen – Doña Martas Tochter hatte für uns am nahen gelegenen Fluss ein paar (seltsame, aber schmackhafte) Fische gefangen, die man uns gebraten hat – ziehen wir weiter.

 

 

In Cabuyaro, der nächstgelegenen (kleinen) Stadt findet gerade ein Volksfest (für das ganze Umland) statt. Es gibt Buden und Musik und Héctor wird bewundert, weil er mit „seinen drei Monas“ im Schlepptau (nein! Nicht Äffinnen! Es ist der hiesige Ausdruck für hellhäutige Frauen europäischen bzw. amerikanischen Ursprungs) durch die Gegend stolziert. Er muss sogar ein Interview für den lokalen TV-Sender geben, der arme Mann (dem vor Stolz die Brust schwillt)!

 

 

In Cabuyaro sind wir mit der Fähre über den Fluss Meta gesetzt. Ebenfalls ein kleines Abenteuer. Wir befinden uns in der Trockenzeit, der Fluss führt wenig Wasser, die Fähre springt nicht an. Es wird viel improvisiert, es vergeht viel Zeit, es ist sehr heiß, es kommen durchaus Zweifel auf.  Aber letztendlich klappt es und wir sind auf der anderen Seite.

 

 

Wir fahren weiter, gelangen auf den Alto de Menegua, Kolumbiens geographischen Mittelpunkt mit toller Aussicht in alle Richtungen, legen dort ein Päuschen ein.

 

 

Dann weiter auf Staubstraßen nach Puerto Lopez und danach erreichen wir die Straße nach Villavicencio.

 

 

Es ist spät und wir sind k.o. Aber es war ein äußerst befriedigender Tag, mit vielen neuen Eindrücken. Und Aha-Erlebnissen. Die Einfachheit des ländlichen Lebens in den Llanos ist verblüffend. Und Ulrikes Geschichten von ihrer beruflichen Anfangszeit, als sie noch auf den Fincas und Haciendas praktisch tätig war, hat uns alles um so anschaulicher vor Augen geführt.

 

Buena Vista Villavicencio

Vormittags sind wir mit Héctor zur Uni gefahren, an die tierärztliche Fakultät. Auch nicht das übliche touristische Programm, aber für uns alle natürlich spannend. Héctor hatte früher an der Universität gearbeitet und zeigt uns den Campus. Es sind Semesterferien und dementsprechend ist nicht viel los. Als wir an der Anatomie vorbeispazieren, werden durch die intensiven Gerüche bei uns allen heftige Erinnerungen geweckt und wir sind uns vollkommen einig, dass wir froh sind, das Alles nicht noch einmal mitmachen zu müssen!

Der Nachmittagsausflug war beeindruckend.

 

 

Wir sind ein ganzes Stück die Kordillere hochgefahren, bis wir spektakuläre Aussicht auf Villavicencio und in

die Weite der Llanos

hatten.

 

 

In einem der Aussichtslokale haben wir ein paar Bier getrunken ( ich wiederhole: WIR haben ein PAAR Bier getrunken, will sagen, dass meine Metamorphose zum Biertrinker auch schon recht fortgeschritten ist) und Flora und Fauna genossen.

 

 

Danach sind wir ( nach Ulrikes Unterhaltung mit einem Ortsansässigen) noch ein Stück weiter hoch gefahren, haben eine kleine hausgemachte „Kunstausstellung“ mit  Kneipe und Aussicht entdeckt, wo wir das Auto abgestellt haben.

 

 

Von dort gabs dann noch einen Spaziergang weiter hoch durch den Wald, bis wir – wieder wegen drohender Dunkelheit – umkehren mussten. Erneut ein sehr gelungener Tag, muss ich sagen.

 

 

Abends habe ich wieder vorgelesen und wir hatten bis spät in den Abend Biere und Spaß!

 

Vereda La Argentina

Ausflug in die umliegenden Berge.

Noch beim Hochfahren schreit Bettina von hinten plötzlich STOP!

Und tatsächlich. Auf der Wiese neben uns läuft ein junger Riesenameisenbär in aller Seelenruhe auf Nahrungssuche am Hang entlang. Wir springen aus dem Wagen und beobachten das Tier.

 

 

Das ist schon recht spektakulär für uns und katapultiert uns ziemlich schlagartig in die Exotik dieser neuen Welt. Waren wir bis jetzt eigentlich mehr auf unser Wiedersehen und auf Ulrikes Umfeld fixiert, wird uns plötzlich klar, dass wir im nichteuropäischen Ausland sind. Auch auf mich wirkt dieses Tier elektrisierend. Es ist sehr groß, sehr fremdartig und doch so sehr zuhause auf dieser seiner Wiese, dass wir eine ganze Weile verharren und einfach nur zusehen.

 

 

Danach fahren wir noch ein ganzes recht unwegsames Stück weiter in die Berge, parken den Wagen in einer kleinen Ansiedlung am Fluss und wandern einen steilen Weg weiter den Berg hoch durch den Wald. Flora und Fauna sind spannend

     

    • und wenn es nicht so elendig heiß und anstrengend wäre
    • und wenn wir ungefähr wüssten, wo wir überhaupt sind und hinwollen
    • und wenn es nicht um 18.ooh so schlagartig dunkel werden würde,

    dann…ja, dann 

    .

    wären wir wahrscheinlich noch weitergewandert.

     

    Wir sind aber irgendwann umgedreht, wieder nach unten spaziert und auch wieder heil beim Auto angekommen.

    Erschöpft, aber sehr zufrieden sind wir abends wie immer zusammengesessen und haben sehr viel Spaß gehabt.

    Früher habe ich an solchen Abenden oft vorgelesen und alemannische Gedichte von August Ganter zum Besten gegeben. (Als „native Speaker“ kam ich damit immer gut an, obwohl keiner irgendetwas verstanden hat.). Zu diesem gegebenen Anlass habe ich hochwertige zeitgenössische Literatur zum Vorlesen mitgebracht! (“ Du hast mir das Kind gemacht, nicht ich..“ von Erkan Dörtoluk.  Ausgesprochen kurzweilig und empfehlenswert für alle Liebhaber gehobener Literatur!)

    Und, bei Bier und Bananenchips unter Ulrikes Palmen in Villavicencio, lachen (und weinen) wir über die Welt, wie sie geworden ist

    (wenn auch Bettina nicht immer alles versteht, was ich so vorlese, aber diese Angelsachsen haben eben ihre Probleme was Sprache anbelangt, was will man machen?).

     

    Aschermittwoch

     

    Bettina und ich sind wieder ein bisschen auf Tour gegangen durchs Viertel.

    Heute ist Aschermittwoch! Aschermittwoch wird seit dem 6. Jahrhundert jener Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern bezeichnet. Das Wort Aschermittwoch leitet sich aus einer alten Tradition ab. An diesem Tag wurden die Büßer in der Kirche mit Asche bestreut, daher der Name! Asche als Symbol für Vergänglichkeit, als Reinigungsmittel für die Seele. Traditionell sagt der Priester beim Aufmalen des Aschekreuzes: Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub zurückkehren wirst…

    Nicht, dass wir von all dem irgendeine Ahnung gehabt hätten.

    Wir standen lediglich fasziniert vor einer Kirche, in welche Menschen jeden Alters – einzeln oder in Gruppen – hineinströmten und ausnahmslos alle mit einem schwarzen Kreuz auf der Stirn wieder herauskamen. Also sind wir auch hineingegangen. Man hat auch zu uns gesprochen, möglicherweise ging es um Staub.

    Was wir verstanden haben war das Amen, und was wir ergattern konnten, war das Aschekreuz!

     

     

    Heißt im Klartext: wir werden reiner Seele und geläuterten Geistes an Ulrikes Seite durch Kolumbien wandeln.

    Wie geil ist das denn?