Ulrike ist krank

 

Schon vor dem Abflug stellt sich heraus, dass Ulrike meine Erkältung übernommen hat und etwas ausbrütet, was meine Dreitageserkrankung übertreffen wird. Wir beschließen, so schnell wie möglich nach Villavicencio aufzubrechen, was den käuflichen Erwerb einer Ausnahmegenehmigung zur Fahrt in der Stadt erzwingt.

Am nächsten Morgen fahren wir früh los und sind am Nachmittag in Villavicencio. Ulrike hats richtig erwischt und sie braucht fast drei Tage, um sich wieder zu erholen.

 

 

Aber dann ist sie wieder unternehmungslustig und wir brechen auf, um uns noch ein bisschen die Gegend anzuschauen, bevor wir abreisen.

 

Drei Tage war Ulrike krank, jetzt trinkt sie wieder

Gott sei Dank!

Abschlussabend in Barranquilla

Für den letzten Abend haben wir uns ein schickes kubanisches Restaurant in Barranquilla ausgesucht. Alejandro und Freundin sind auch eingeladen und wir treffen uns vor Ort.

Es gibt gehobenes Unterhaltungsprogramm zum exklusiven Essen.

Anspruchsvolle Tanzeinlagen zur Live-Musik

mit sehr guter Sängerin. Wir sind sehr zufrieden und es wird recht spät. Zuhause zieht sich Pilar schnell zurück und wir sitzen noch bei einer Flasche Rum vor dem Haus in recht windiger Kühle und quatschen bis in den frühen Morgen.

Morgen geht’s zurück nach Bogotá.

 

Puerto Velero

Wir wären gerne noch ein bisschen länger in Sierra Jungla geblieben. Wir hätten auch die Zeit dafür gehabt. Aber nein! Mit Pilar war nicht zu verhandeln, außerdem hatte sie schon wieder einen Termin abgemacht, um uns bei irgendwelchen Cousins und Cousinen zu präsentieren.

Wir waren kaum in Puerto Colombia angekommen, sind wir auch schon wieder nach Barranquilla aufgebrochen, wo in einer Dachgeschosswohnung ein Familientreffen für uns organisiert war.

Aber dieses Mal war es nicht ganz so anstrengend. Wir saßen gut mit kühler Brise auf der Terrasse mit Blick über die Stadt, die Leute waren eloquent, mehrsprachig, gebildet und auch sehr interessiert. Es gab Wein (!) und Snacks, die Unterhaltung war lebhaft. Ulrike hat sich sichtbar wohl gefühlt und es drehte sich mal nicht alles um Pilar, was uns allen gut getan hat.

 

 

Um zum Abschluss doch noch

ein bisschen Karibik

mitzunehmen sind wir am nächsten Tag zum Strand gefahren. Puerto Velero, eine nette Location mit Restaurant direkt am Wasser.

Das europäische Karibikklischee erfüllt der Strand allerdings nicht. Alle Strände hier sind schwarzbraun, das Wasser entsprechend trübe. (Ich lobe mir das Mittelmeer, insbesondere meine Insel mit dem herrlichen Wasser). Außerdem ist es sehr windig, es treibt allerlei Algenzeugs im trüben Wasser. Aber wir gehen baden, essen, trinken, lassen es uns gut gehen.

 

 

Die paar Stunden Strandurlaub sind denn auch ausreichend, wir sind nach wie vor froh, nicht in Santa Marta hängengeblieben zu sein.

 

Sofia ist krank

So, jetzt bin ich auch krank! Halsschmerzen, Heiserkeit, Husten,Kopfweh (die Klimaanlage läßt grüßen!). Bin aber keineswegs gewillt, mich dadurch von dieser tollen Location ablenken zu lassen.

 

 

Wir werden hier wirklich liebevoll versorgt! Frühstück mit gebratenen Eiern, Kaffee, Maisbrot, Früchten. Abendessen nach Wunsch und sehr lecker!

Tatjana, unsere Wirtin, ist unglaublich darum bemüht, dass wir uns wohlfühlen. Sie wohnt mit ihren zwei Kleinkindern im Haupthaus, es gibt verschiedene Angestellte, die verschiedene Aufgaben haben, tagsüber da sind und abends wieder gehen (glaube ich zumindest). Bettina, die immer noch an ihrer Magen-Darmgeschichte rumlaboriert, wird mit Hühnersuppe versorgt, Pilar, die permanent etwas zu meckern hat wird ebenfalls umgarnt.

 

 

Ich mit meiner Erkältung bin dankbar, dass man mir etwas Ruhe gönnt und Ulrike ist sowieso mit ihrer Kamera unterwegs.

 

 

Pilar ist nicht zufrieden. Also macht Ulrike mit ihr gleich am nächsten Tag einen Ausflug nach Minca. Tatjana fährt die beiden mit ihrem Allradfahrzeug zu Pilars Auto und von dort fahren sie weiter. Wir befinden uns im höchsten Küstengebirge der Welt und Minca ist durch die gut erreichbare Lage touristisch relativ gut aufgemacht und daher gut besucht. Zumindest erzählt uns das Ulrike am Abend, als wir uns wieder treffen und jammert über die Unattraktivität ihres Ausfluges.

 

 

Bettina und ich entschließen uns, ein bisschen spazierenzugehen und im Fluss zu baden. Allerdings gibt es keine Wege und Pfade, alles ist felsig, zugewachsen und unerschlossen, so dass wir erstmal nachfragen, was ein guter Weg für uns wäre. Daraufhin schnappt sich Omar, das bäuerliche Faktotum des Hauses, seine Machete und führt uns durch den Wald.

(Natürlich gibt es Pfade!

Nur für Uneingeweihte nicht zu erkennen…).

 

 

Wir wandern entlang des Rio Minca, vorbei an einzelnen Anwesen (sowohl kleine Bauern- als auch Wochenendhäuschen), durch einen unglaublichen, nur an wenigen Stellen berührten Wald zu einem kleinen Becken an einem kleinen Wasserfall, wo uns Omar zurücklässt, dass wir in Ruhe baden können.

 

 

Er wartet bei befreundeten Nachbarn, wir sollen uns bemerkbar machen, wenn wir fertig sind.

Wir genießen die Ruhe, das glasklare Wasser mit den Fischen, Fröschen, Kaulquappen. Wir sehen viele Vögel, wir beobachten einen Greif beim Jagen, wir sonnen uns, wir quasseln, wir baden und wir erholen uns.

 

 

Irgendwann pfeife ich durch die Finger und Omar erscheint oben am Ufer und winkt uns hoch. Wir klettern den Pfad nach oben und landen bei einem kleinen Bauernhaus, wo wir sehr freundlich aufgenommen werden.

 

 

Ich bekommen Kaffee, man spielt Musik für uns, man zeigt uns die Nutztiere (eine sehr angenehme Geschichte übrigens, nach all den riesigen Geflügelfarmen, an denen wir vorbeigefahren sind und bei deren Anblick wir alle in Schweigen versunken sind, auf jeden Fall wir Tierärzte).

 

 

Glückliche Schweine, Truthähne, Hühner, ein alter Arbeitsesel in Pension.

 

 

Wir verbringen den restlichen Nachmittag auf dem Bauernhof und werden dann von Omar über einen anderen (etwas schwierigeren) Weg wieder nach Hause gebracht.

 

 

Als wir abends am Lagerfeuer davon berichten, wird beschlossen, am nächsten Tag ebenfalls einen Badetag einzulegen.

 

 

Leider ist Pilar nicht unbedingt die Wanderqueen und Ulrike durch ihre Höhenangst auch nicht die Beste beim Rumklettern, also bleiben wir in der Nähe des Glampingplatzes und haben dort Spaß!

 

 

Während Pilar (im hüfthohen Wasser) in Panik vor dem Ertrinken gerettet werden muss, lacht sich Bettina einen Gigolo an, mit dem sie dann mal eben hinter dem Wasserfall verschwindet! (Hab natürlich sofort Adrian, ihrem Mann, eine Message geschickt und gepetzt, wo kommen wir denn sonst hin!!)

 

 

Alles in allem ist dieser Platz ein perfekter Platz. Und Glamorous Camping allemal.

Wir erholen uns von unseren Wehwehchen, Ulrike macht tolle Fotos, wir können (unter Lebensgefahr) einen Hund retten (aber dies ist nochmal eine ganz andere Geschichte).

Wir Drei machen schöne kleine Wanderungen, genießen die Natur und weg von der Zivilisation, weg von Lärm, Smog, Hektik und Mainstreamtourismus lernen wir nette Leute und ganz andere Arten zu leben kennen und wir haben ganz viel Spaß.

 

Sierra Nevada

Unser Plan ist, heute in die Sierra Nevada zu fahren.

Eigentlich ist geplant, ein paar Tage am Meer in Santa Marta oder Umgebung zu verbringen. Allerdings haben wir dieses Mal keine Cousins und Cousinen zur Verfügung, so dass wir uns selbst um eine Unterkunft bemühen. Als mir –  anhand von Fotos  – klar wird, was uns in Santa Marta erwartet, versuche ich die Andern zu überzeugen, dass wir da nicht hin können. Die Stadt ist als eine der ersten heute noch bestehenden spanischen Städte auf dem südamerikanischen Festland gegründet worden und liegt direkt am Meer. Was sich alles zunächst gut anhört, tritt schlagartig in den Hintergrund, wenn man die katastrophale Bettenburgenansammlung betrachtet, die den Strand säumt und gegen die Arenal, in Mallorca wie Lilliputanien wirkt.

Ich suche also nach etwas, was uns allen, zumindest uns Dreien besser gefallen würde und lande in der Sierra Nevada. Und zwar beim Glamping (Habe dieses Wort zuvor noch nicht einmal gehört!). Meine zwei Mädels sind begeistert, Pilar nicht, will sich aber keine Blöße geben und stimmt ebenfalls zu!

 

Wir sind am Abreisetag morgens zur Abwechslung mal früh fertig, aber Pilar besteht darauf, mit uns irgendwo frühstücken zu gehen. Also mit Ulrike und mir, Bettina ist ja krank. Wir fahren kreuz und quer durch Puerto Colombia zu einer Art Bude, in der „Arepa con huevo“ angeboten wird. Wir essen (stehend, am Straßenrand parkend) Arepas (ein fettriefender, geschmackloser frittierter Maisteig mit Ei) und danach fahren wir wieder nach Hause.

Mittlerweile bin ich etwas gestresst, da sich bei mir langsam die Erkältung bemerkbar macht, die ich mir bei der Klimanlagenbeföhnung beim Konzert geholt habe. Auch Bettina mit ih

rer Magen-Darmgeschichte ist nicht gerade bester Dinge. Ich weiß nicht, wie spät es ist, aber als wir dann endlich losfahren, gelingt es Ulrike zumindest das Steuer zu besetzen.

Wir fahren durch hässliche Dörfer, wir sehen unendlich viel Müll, einen Motorradunfall, trostlose Landschaften, Strände, die nicht einladend aussehen.

 

Das Naturschutzgebiet Ciénaga von Santa Marta liegt zwischen warmen und sumpfigen Gebieten östlich vom Río Magdalena, bevor der Fluss in das Meer mündet.Es ist eins der wichtigsten Sumpfgebiete des Landes mit weitläufigen Mangrovenwäldern, die Fischer der Region anlocken, die man häufig in ihren Kanus sieht.

 

Wir erreichen Ciénaga aber der dazugehörige Ort erweist sich ebenfalls als nicht einladend, ist teilweise verslumt und wir sind erleichtert, als wir durch sind. Santa Marta lassen wir links liegen, stecken zwar kurz im Verkehr fest, nehme aber sonst keinen Schaden.

 

Dann biegen wir von der Küste ab ins Gebirge rein. Irgendwann sind wir am vereinbarten Treffpunkt, oder zumindest in der Nähe davon. Es war abgemacht, dass wir abgeholt werden, da die Unterkunft nicht mit gewöhnlichem Fahrzeug erreichbar ist. Leider gibt es keinerlei Internetzugang, so dass wir keine Möglichkeit haben unsere Ankunft publik zu machen. Wir parken das Auto,

Ulrike und ich gehen auf Netzsuche und Pilar wird wieder panisch.

Nach diversen Schwierigkeiten und erheblichem Hickhack werden wir dann gefunden. Unser Auto wird an umzäunter Stelle (gegen Gebühr versteht sich) geparkt und wir werden mit unserem Gepäck in ca. 20minütiger abenteuerlicher und steiler Fahrt ins Gebirge gefahren.

Spektakuläre Aussicht, toller Dschungel (diesmal Trockenwald!)  

 

Und wenn Pilar ihr Entsetzen über das alles etwas besser verborgen hätte, hätten wir das richtig genießen können!

Wir erreichen einen sehr netten Glampingplatz – des Namens Sierra Jungle -, mitten im Wald an einem Fluss mit kleinen Wasserfällen. Wir sind mit die ersten Gäste seit der Eröffnung vor Kurzem und im Moment auch die einzigen.

 

 

Wir beziehen unsere kleinen, mit allem Komfort ausgestatteten Hütten und ich weiß sofort, dass es mir hier gefallen wird und ich nirgends anders hin muss die nächsten Tage.

 

Bettina ist krank

 

Wir sind zurück in Puerto Colombia, weil wir abends eine Verabredung haben. Und zwar mit irgendwelchen Cousinen Pilars (wie sollte es anders sein?) in einem Jazzclub in Barranquilla.

Wir treffen uns alle im Club, es ist offensichtlich eine gepflegte Veranstaltung, alle sind schick angezogen und es ist für Abendessen gedeckt. Wir suchen unsere Plätze auf, bestellen Essen und die Band (eine Gruppe junger Musikstudenten) baut langsam ihre Instrumente auf. Der Geräuschpegel ist zu hoch für eine Unterhaltung, Bettina und ich sitzen an einem Ende des Tisches (und sind eigentlich ganz froh, dass wir nicht so viel reden müssen), während sich die lebhafte Unterhaltung am anderen Tischende abspielt. Das Essen ist annehmbar und die Musik ist sehr gut! Leider sitze ich im Windstrahl der Klimaanlage, die auf 16° C eingestellt ist und das den ganzen Abend (es ist mir klar, dass das nicht gutgehen wird!!).

 

 

Am nächsten Morgen ist aber erst einmal Bettina dran. Mit Kranksein, meine ich. Schon das zweite Mal auf dieser Reise und diesmal richtig, mit Übelkeit und Brechdurchfall. (Sie muss sich bei Pilar angesteckt haben).

Vormittags versuchen wir noch, einen kleinen Strandspaziergang zu machen hier in der Nähe von Pilars Haus (eigentlich ein schöner, wilder Strand, wenn auch vermüllt…), aber wir geben dieses Vorhaben bald auf, Bettina ist einfach nicht in der Lage.

Wir hängen tagsüber im Haus ab, ich schreibe, erledige ein paar Sachen, Ulrike geht einkaufen, Pilar sitzt oben im Büro und arbeitet.

 

Nachdem die Hitze abgeklungen ist, machen wir einen Spaziergang zu Dritt (Bettina geht es immer noch sehr schlecht) und zwar in die andere Richtung als morgens. Nachdem wir eine ganze Weile durch diesen hässlichen Ort gegangen sind, kommt ein riesengroßer hochmoderner Platz mit viel Betrieb und nach dessen Überquerung wird es plötzlich richtig karibisch!

 

 

Kleine bunte Häuschen in der ersten Linie, Hütten am Strand, Musik. Wir pausieren in einer Bar (Sofias Bar!!) mit tollem Ausblick, nehmen einen Sundowner und sehen dem Sonnenuntergang zu.

 

 

Wir verweilen geraume Zeit und genießen diesen Abend richtig.

 

 

Dann schlendern wir langsam nach Hause und schlagartig wird es ein bisschen stressig.

Bettina ist in schlechtem Zustand, Ulrike und ich rennen nochmal zurück in den Ort, um vor Ladenschluss wenigstens noch ein paar Medikamente und Elektrolyte zu ergattern, was uns zum Glück gelingt.

Nachdem Bettina versorgt ist, ziehe ich auf das kleine (harte) Sofa im Wohnzimmer, verbringe den Rest der Nacht in einer Art Dauerhypoglykämie und hoffe, dass morgen alles wieder ok sein wird