Die Nacht war durchwachsen, die Höhe macht uns ein wenig zu schaffen, und wir sind früh auf den Beinen. Nach ein paar Tassen Kaffee geht es uns aber gut und wir machen unseren ersten Streifzug durchs Viertel.
Der Ballungsraum Bogotá, Hauptstadt Kolumbiens, umfasst ca. 18 Mio. Menschen und ist eine der am schnellsten wachsenden Metropolen Südamerikas. Und genauso geht es hier auch zu! Abgesehen vom dichten Smog, den man aus Europa eigentlich nur noch als üble Erinnerung aus vergangenen Zeiten kennt, ist alles laut und chaotisch.
Die umgebende Kulisse ist allerdings sehr interessant. Die Stadt liegt in einer Hochebene der kolumbianischen Anden, am Fuß der zwei Kordillerenberge Guadalupe und Montserrate.
Was uns Europäern zunächst ins Auge sticht ist die Tatsache, dass die Menschen hier in Käfigen leben. Es gibt kein Haus, keine Wohnung, keine Terrasse ohne Gitter! Es gibt auch keine freilebenden Autos, alles verbirgt sich hinter Wänden oder Eisengeflechten. Ulrike wacht bei unserem ersten „Freigang“ auch mit Argusaugen über uns, was uns anfänglich eher belustigt, als befremdet (sich uns aber im Laufe der nächsten Wochen durchaus erschließen wird).
Da es in der Hauptstadt smogbedingt nur alternierende Fahrererlaubnis gibt und wir demzufolge mit Ulrikes Wagen morgen nicht fahren dürfen, brechen wir gleich nach dem Frühstück
auf nach Villavicencio!
Nach Großeinkauf im Supermarkt (wir brauchen Alkoholika!) führt uns der Weg gen Süden. Wie uns Ulrike erzählt, sind die Wohngebiete im Norden Bogotás reich und vornehm, während die Stadtviertel im Süden als arm und unsicher gelten. Dieses Gefälle zieht dann auch in beeindruckender Realität an uns vorüber. Ciudad Bolívar ist ein im südwestlichen Teil Bogotás gelegener Verwaltungsbezirk, dem man beim Durchfahren ansehen kann, wie geprägt von Gewalt, Kriminalität, Drogen und Perspektivlosigkeit das Leben der Menschen hier sein muss. Der städtische Teil des Bezirkes ist einer der größten Mega-Slums der Welt, der sich an der Peripherie zu Armutsvierteln ausweitet und in den Marginalsiedlungen im sozialen Wohnungsbau verebbt. Dabei breitet sich die Stadt an ihren Rändern ständig aus und frisst sich an den umliegenden Bergen hoch.
Ein beeindruckendes, buntes Panorama voller Menschen,
„kleiner kaputter Dinger“ *
(*Zitat Bettina T.)
und übersät von Müll in jeder erdenklichen Form.
Oh je, seufzzzzz
Kleine Klarstellung: Bogotá hat ca. 8 Millionen Einwohner. Aber es sind gefühlte 18 Millionen!
Ja, 8 Mio.im Stadtgebiet und zusätzlich 10 Mio.in der Agglomeration. Mit den 18 Mio hatte ich den ganzen Ballungsraum gemeint, sorry!