Das Manati

 

Ich wusste tatsächlich nicht, dass es Amazonas-Seekühe gibt! Tut es aber. Es gibt 3 Arten in der Familie dieser aquatisch lebenden Säugetiere, und hier lebt das Rundschwanzmanati. Allerdings sind alle Arten der Seekühe gefährdet und werden auch von der IUCN als gefährdet gelistet. Zum einen ist die Fischerei, zum anderen die fortschreitende Gewässerverschmutzung für den Rückgang der Spezies verantwortlich. Hierzulande ist es hauptsächlich die Jagd. Die hiesigen Rundschwanzseekühe wurden (werden?) wegen ihres Fleisches, ihres Fettes und ihrer Haut, die zu Leder verarbeitet wurde (wird?), gejagt. Unser Manati, hier auf Eware, heißt „Moëichi„, ist ein verwaistes Jungtier, was zuerst in einem Wasserbecken in Leticia aufgezogen wurde und jetzt, in Vorbereitung auf die bevorstehende Auswilderung, in dem kleinen See oberhalb unseres Swimming Pools lebt. Regelmäßig kommt eine Kollegin, die das Tier untersucht und einmal täglich kommt eine Art „Pfleger“ von einer Umweltschutzorganisation (omacha.org), der das Tier füttert (es muss an Seegras gewöhnt werden, was in der Wildnis die Nahrungsgrundlage darstellt) und nach ihm sieht. Wir unterhalten uns lange mit dem Mann und erfahren viel über die Projekte des Umweltschutzes im Regenwald. Vor allem der Aufklärung der indigenen Bevölkerung – sprich der Jäger – wird so langsam auch hier immer mehr Aufmerksamkeit zuteil.

Ulrike (unserer Frühaufsteherin, die meist schon Fotosafaris hinter sich hat, wenn wir erst aufstehen) ist es gelungen, die junge Seekuh beim Atmen (um zu atmen strecken die Tiere nur die an der Oberseite der Schnauze liegenden Nasenlöcher aus dem Wasser, sie sind nicht imstande, mit dem Mund zu atmen) und beim Spielen mit dem Kanu schnappzuschießen!

Einfach toll!

 

Wen die Geschichte von Moëichi interessiert:

Moeichi, listo para regresar a las aguas del Amazonas

Die Faultiere

Heute morgen war ich die Letzte (habe so wunderbar geschlafen…) und als ich zum Frühstückstisch komme muss ich wirklich lachen. Die Mädels sind angezogen wie für eine Großwildsafari, fehlt nur der Tropenhut! Aber es ist in der Tat eine Expedition angesagt, nämlich zu den Faultieren in Peru, auf die Isla Cacao.

 

 

Cristian wartet schon am Steg als wir soweit sind. Wir überqueren den Fluss und landen am anderen Ufer an. 

 

 

Cristian übergibt uns einem kleinen zahnlosen Indio namens Genís, der auch spanisch spricht und uns dementsprechend viel erklären kann. Wir erhalten eine Grundunterweisung – kein Insektenspray im Wald, keine lauten Unterhaltungen im Wald, nicht von der Gruppe entfernen und was weiß ich noch alles – und wir ziehen los.

 

Der Mann entstammt einem kleinen indigenen Dorf, jetzt etwas weiter vom Fluss entfernt, was vor einigen Jahren vom Amazonas komplett weggespült und vernichtet wurde. Dieser Fluss bahnt sich wohl im Laufe der Zeit immer neue Läufe und nimmt einfach mit, was ihm im Wege ist. Um der Siedlung eine Chance zu geben, hat die Regierung Projekte ins Leben gerufen, die es der indigenen Bevölkerung ermöglichen zu überleben, ohne die heimische Flora und Fauna zu zerstören. Unter anderem sind Wildtierreservate entstanden. Die Menschen sollen sich von der Jagd auf- und dem Handel mit- Wildtieren weg und hin zur Hege der Fauna entwickeln. Um diese Projekte attraktiv zu gestalten, sollen die Indios ihre Kenntnisse des Regenwaldes nutzen, um Besuchern (uns zum Beispiel) die heimische Flora und Fauna und nicht zuletzt die Lebensweise der hiesigen indigenen Bevölkerung nahe zu bringen. Die Vermarktung ist sehr diskret, wir haben nichts bezahlt für diesen Ausflug, das wurde alles über Carlos und die entsprechenden Stellen abgewickelt. Der Profit aus diesem Projekt fließt ausschließlich in die gemeinsame Dorfkasse und hilft somit – nebst Kleinstlandwirtschaft und Viehhaltung zur Eigenversorgung – mit, die Existenzgrundlage der Gemeinschaft zu bilden.

 Aus dem Tierjäger wird ein Tierheger

Tolle Sache, finden wir und folgen eifrig allen Anweisungen unseres Führers.

Es beginnt ein abenteuerlicher Gänsemarsch durch knöchel- bis knietiefen Schlamm, mit Stock als Stützhilfe und Genís mit Machete an der Spitze.

 

Wir kommen durch dichten Urwald an einen sagenhaften Lotusblütensee, an dem wir verweilen und dieses Wunder der Natur auf uns wirken lassen. 

 

 

Irgendwann kommen wir zu den Bäumen, in denen die Faultiere leben. Wir sind sehr leise, Ulrike hat die Kamera gezückt und Genís umrundet mit Argusaugen einzelne Bäume. Irgendwann winkt er uns herbei und nach und nach, nachdem sich unser Blick an das adaptiert hat, was wir sehen sollen, erkennen wir die Faultiere. Dreizehenfaultiere, die hier, durch die Indígenas geschützt, leben und sich vermehren.

 

 

Es ist still, nur die Regenwaldgeräusche sind zu hören und wir beobachten die Gemächlichkeit und das vollkommene Desinteresse dieser Tiere an uns. Wenn man die Langsamkeit des Seins sucht, ist man an dieser Stelle aufgehoben.

 

 

Unser Führer ist sehr stolz auf seinen Wald, sehr geduldig uns gegenüber und erklärt uns Vieles. Zwischendurch gibt’s ein Papaya-Picknick, und wir treffen Bébé, ein „halbzahmes“ Wasserschwein, das unseren Weg kreuzt (es wurde als Jungtier gefunden und nicht gegessen, sondern aufgezogen und bewegt sich jetzt rund um die Siedlung). Bébé lässt sich (nach gutem Zureden von Genís) sogar anfassen!

 

 

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass unsere Freundin Bettina ein leidenschaftlicher Meerschweinchenfan ist, viele Jahre Meerschweinchen gezüchtet hat und beim Anblick dieses Riesenmeerschweinchens augenblicklich in Verzückung fällt.

 

Sie ist fortan im Glück, dieses Erlebnis in ihrem Leben verzeichnen zu dürfen und schwebt hernach in einer rosaroten Wolke des inneren Friedens durch den Dschungel Amazoniens in Richtung Mittagessen.

 

 

Welches im Dorf für uns zubereitet wird.

Wir warten den Regen in einer Hütte ab. Als das Essen fertig ist holt man uns ab und wir bekommen dann den hier üblichen, in Bananen (oder anderen) Blättern geschmorten Fisch mit Gemüse und Yucca serviert. Es schmeckt sehr gut, wir sind satt und glücklich.

 

 

Der Weg zurück zum Boot ist einfacher und kürzer und Cristian bringt uns wieder sicher über den großen Fluss zurück nach Kolumbien und nach Hause.

 

Dschungelspaziergang zum Dorf

Es gibt einen Pfad von Eware nach Nariño durch den Wald.

 

 

Unter den Dschungelbewohnern sind nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen mitunter interessant. Wir finden ein Internat mitten im Regenwald, die Klassenzimmer in offenen Häusern, die Kinder (ganz offensichtlich wohlhabender Eltern) in Uniform und fröhlich, das Gelände gepflegt und überwacht.

 

 

Wir passieren eine kleine Ansiedlung, wo man sich eventuell auch ein Bett zum Übernachten mieten könnte. Wir sehen einen Friedhof, kleine Bauernhöfe, einfache und auch etwas komfortablere Häuschen und gelangen von oben nach Puerto Nariño.

 

 

Auch hier gibt es einen Aussichtsturm, den wir (natürlich!) besteigen – Ulrike ist schon ziemlich fortgeschritten – und wir treffen sogar ein paar andere (geführte) Touristen.

 

 

Bettina bekommt – nach langem Darben – endlich

die langersehnte Eiscreme

 

und dann wird unser  netter kleiner Ausflug abrupt durch einen Regenguss unterbrochen, den wir leider biertrinkend unter einem Dach am Flussufer abwarten müssen.

 

 

Es wird bald dunkel und wir sitzen fest, also aktivieren die Leute im Dorf die Buschtrommeln, was wunderbar funktioniert, denn Cristian holt uns ab und wir tuckern nach Hause!

 

 

Wir sind die einzigen Gäste und wir bekommen ein zusätzliches Zimmer. Es wird wieder für uns gekocht und dieses Mal haben wir Rumvorräte aus dem Dorf mitgebracht. Es war wieder ein sehr unterhaltsamer Abend!

 

Die rosaroten Flussdelfine

Die Nacht war mäßig, die Betten sind sehr klein, aber die Netze waren dicht und das Bad insektenfrei (Bettina ist mein hiesiger Spinneninspektor, sie macht das sehr gut und gewissenhaft!). Jetzt sitze ich mit Ulrike auf der Terrasse, bin schon geduscht und trinke Kaffee. Geplant ist ein Ausflug zu den sagenhaften rosa Flussdelfinen des Amazonas. Wir sind natürlich gespannt.

Carlos ist ausgesprochen hilfsbereit und als er versteht, wie abenteuerhungrig und entdeckungsfreudig wir sind, organisiert er uns einen „persönlichen Guide“, Cristian des Namens.

Cristian will uns die rosaroten Amazonasdelfine zeigen! Wir machen eine wunderschöne Bootsfahrt durch einen Seitenarm des Amazonas zum Lago Tarapoto.

 

 

Es ist wunderschön, nahezu mystisch. Der See öffnet sich vor uns, rundum der Regenwald mit seinen speziellen Geräuschen. Wir sehen viele graue Delfine, Cristian weiß genau, was er tut und wo er uns hinführt.

Es ist spannend

 

 

Dann gleiten wir in ein überschwemmtes Waldstück, es wird dunkel und eng, die Geräusche intensiv. Es ist ganz genau so, wie man sich den Amazonas vorstellt. Wie mag es wohl den ersten Europäern ergangen sein, die sich als Pioniere durch diese unglaublichen Wälder gekämpft haben. Es muss unheimlich gewesen sein, beängstigend und faszinierend zugleich.

 

 

Fasziniert sind wir allemal, alle Drei! Es ist atemberaubend, fast unwirklich. Und diese unglaubliche Vogelvielfalt! Man kann sich den Lärm kaum vorstellen, den ein Schwarm Aras bei der Rückkehr in ihre Bäume am Abend veranstaltet. Oder die Veränderung der Stimmung, wenn sich der obligatorische tägliche Regeneinbruch durch dramatische tiefhängende Wolkenformationen ankündigt.

 

 

Und einen rosa Delfin sehen wir dann tatsächlich doch! Wenn auch an anderer Stelle! Sagenhaft!

 

Eware Refugio Amazonico

Die Anlage liegt mitten im Dschungel, ist recht gepflegt und sauber. Es ist alles sehr rustikal und einfach, aber an Idylle schlicht nicht zu überbieten! Wir hatten ein Dreibettzimmer gebucht, was aber wirklich sehr klein ausfiel. Allerdings scheint es so, dass wir die einzigen Gäste sind, also können wir evtl. noch ein Zimmer dazubuchen. So die erste Überlegung. Wir schauen uns erstmal auf dem Terrain um. Eine kleine Ansammlung von Gebäuden und Hütten schart sich um ein großes Holzhaus, in dem die Zimmer liegen. Es gibt eine Waschküche, daneben ein anderes großes Gebäude mit Küche und einer Art Speisesaal. Und es gibt sage und schreibe einen Pool! Dort bleiben wir erstmal hängen und vertreiben uns die schlimmste Nachmittagshitze, indem wir den kleinen Affen zuschauen, die überall in den Bäumen rumspringen.

 

 

Danach begeben wir uns auf einen kleinen Spaziergang, um das Gelände zu erkunden. Es ist wirklich sehr schön hier. Nicht weit entfernt gibt es einen hölzernen Aussichtsturm, der einen tollen Rundumblick gewährt. (Wir sind stolz auf Ulrike, die ihrem ersten Schritt zur Überwindung ihrer Höhenangst mutig ins Auge blickt und – zwar zögerlich – aber mit eisernem Durchhaltevermögen, diesen Turm erklimmt!). Vom Turm aus sieht man die Lagune, den Wald und einen kleinen See, der sich auf dem Grundstück befindet und in dem ein junges Manatee wohnt! Wir verbringenden Rest des Tages auf diesem Turm und beobachten die Fauna, die Flora, lauschen der Geräuschkulisse, lassen jeglichen Stress von uns abfallen und die Mädels fotografieren unendlich viele verschiedene Kolibris, die ubiquitär um uns rumschwirren, man kanns nicht anders sagen.

 

 

Bevor es dunkel wird steigen wir ab (Ulrike wiederum sehr tapfer) und gehen zurück zur Unterkunft. Man fragt uns nach unserem Abendessenswunsch, es gibt zwei Alternativen des Tages, Huhn oder Fisch. Wir treffen unsere Wahl, die Köche machen sich ans Werk…(blöderweise betrete ich die Küche (auf der Suche nach einem Kühlschrank für mein Insulin) gerade in dem Moment ,als das arme Hähnchen geköpft wird. (Es hat trotzdem gut geschmeckt).

 

Mittlerweile ist klar, dass es noch weitere Gäste gibt, nämlich zwei Deutsche ( ja ist es denn zu fassen?) in unserem Alter, die auch ornithologisch interessiert sind und die wir beim Abendessen kennenlernen. Einer der beiden ist ein erfahrener Tierfotograph und Ulrike nutzt natürlich die Gelegenheit, schließt Bekanntschaft und lässt sich Tipps geben.

 

 

Das Essen ist ausgesprochen lecker. Das Bier, von dem wir ziemlich viel trinken, schmeckt auch gut. Der Abend gestaltet sich (mal wieder) lustig und wir vertilgen in unserem Übermut auch noch ein Fläschchen Rum. Als die Männer sich zurückgezogen haben ist unseren  Blödeleien dann auch kein Einhalt mehr zu gebieten (Wie kann man nur so albern sein? Man sollte meinen, im gesetzten Alter hörte das mal auf…tuts aber nicht) und wir bringen die halbe Küchenmannschaft um den Schlaf, weil wir bis in die Nacht rumgackern!

Tolle Location! Hab ich fein gemacht!!