Barranquilla und Puerto Colombia

Kurze Vorgeschichte: als wir bei der Reiseplanung waren, hat Ulrike eine alte Freundin aus Medellin kontaktiert. Pilar (keine Tierärztin!, nein, Rechtsanwältin),die seit Langem oben an der Küste in Puerto Colombia, nahe Barranquilla wohnt. Ulrike hat kurz erklärt, dass wir kämen und gefragt, ob Pilar ein paar Tipps geben könnte für die Reise entlang der Atlantikküste. Woraufhin kurzerhand beschlossen wurde, dass Pilar einfach mitkommt.

Zum einen kennt sie sich aus, zum anderen hat sie ein Auto, weiterhin hat sie Bock auf Urlaub und zuguterletzt hat sie überall Cousinen und Cousins, die uns kennenlernen wollen und uns Kost und Logis anbieten können.

Gesagt, getan

 

Pilar erwartet uns direkt am Flughafen. (Schon bei der Begrüßung wird mir klar, dass ich diesen spanischen Dialekt nicht verstehen werde! – egal… Bettina versteht auch nix und wir haben ja Ulrike).

Wir fahren mit dem Auto zu Pilars Haus in Puerto Colombia, ein kleiner Ort vor Barranquilla, direkt am Wasser.

Ein ruhig gelegenes, sehr nettes kleines Reihenhäuschen mit Gästezimmer erwartet uns und wir sind hocherfreut, denn es ist größer als uns angekündigt worden war! (Nichtsdestotrotz mussten Bettina und ich uns ein 1,20m Klappsofa teilen -Kopf – Fußstellung -, was aber wider Erwarten erstaunlich gut ging, wie wir am nächsten Morgen feststellen konnten!).

 

 

Nach dem Beziehen der Zimmer gibt es ein vorbereitetes Reis-Fischgericht und nach dem Essen gibt es Sight-Seeing.

 

Zuerst sehen wir uns Salgar an, eine alte Festung im Ort.

 

 

Danach fahren wir nach Barranquilla, wo Ulrike sich mit ihrem anderen Ziehsohn (es gibt derer vier), Alejandro, verabredet hat. Wir spazieren am Malecón des Rio Magdalena entlang, bestaunen Umgebung und Fauna, und treffen schließlich Alejandro (auch ein sehr netter junger Mann!) nebst Freundin. Das Wiedersehen der Familie, auch mit der alten Freundin ist herzlich. Wir verbringen den Rest des Tages am Malecón. Bettina und ich halten uns zurück, und wir überlassen Ulrike heute ihren Leuten. Nach einem schönen gemeinsamen Abschlussspaziergang kommen wir erst lange nach Dunkelwerden zurück nach Hause und fallen mal wieder halbtot in die Betten.

 

Wieder in Bogotá

Dieses Mal haben wir ein wenig mehr Zeit für die Hauptstadt und trotz dieses unmöglichen Wetters (nicht zu vergessen: die Kälte nach den Regenwaldtemperaturen!) schaffen wir es, uns ein bisschen umzuschauen. Wir fahren in den kolonialen (Rest-) Kern der Innenstadt und machen einen Spaziergang. Wir entdecken eine Gasse mit Kunsthandwerkläden, wo die Männer noch nach altem Stil mit Anzug und Krawatte Kaffee trinken und legen eine

Shopping-Etappe

 

ein. Wir trinken in einem etwas absonderlichen Café ein Bier und nachdem das Wetter immer schlechter wird, versuchen wir ein Taxi zu bekommen. Was sich schwierig gestaltet! Es sind Kundgebungen in der Stadt, heute am Frauentag und wir sind geraume Zeit damit beschäftigt, wieder nach Hause zu kommen!

Etwas durchnässt und verfroren kochen Migue und Ulrike uns ein warmes Abendessen und wir sind früh im Bett.

 

 

Auch der nächste Tag zeigt sich mit Dauerregen und Kühle. Wir verbringen den Tag zuhause, pflegen uns, packen erneut die Rucksäcke um, diesmal für das karibische Klima, trinken Bier und Aguardiente und haben Spaß. Auf morgen sind wir alle gespannt! Es kommt etwas völlig anderes und wir werden zu Viert sein!

 

Mundo amazónico

Wir wachen alle mit einer Magenverstimmung auf. Super, der Caipirinha lässt grüßen (ich hätte es wissen sollen!!)!

Ulrike ist am wenigsten betroffen, ich muss mich wenigstens nicht erbrechen, aber Bettina ist krank!

Ulrike und ich beschließen, an unserem letzten Tag im Amazonas noch etwas zu unternehmen, Bettina bleibt im Hotel.

Wir werden an den Stadtrand gefahren, wo der Regenwald beginnt und in einer Art – vielleicht kann man sagen – Freilichtmuseum, abgeliefert. Wir warten kurz, es gibt noch ein paar andere Besucher und werden dann von einem sehr netten jungen Indio vom Stamm der Huitoto rumgeführt und in deren Kultur eingeweiht.

 

 

Es ist hochinteressant. Nach einem unspektakulären kleinen Aquarium, in dem ein paar heimische Arten gezeigt werden, laufen wir durch den Regenwald (als der junge Mann uns eine Tarantelhöhle zeigt, sehe ich zum Glück nur noch ein paar Spinnenbeine und dann nichts mehr!)

 

 

Unter anderem kommen wir durch ein Waldstück, in dem viele amazonische Heilpflanzen kultiviert werden. Wir fragen viel, wir bekommen viele Antworten und Erklärungen.

 

 

Wir passieren ein paar – aus der bewohnten Zeit des Dorfes – übriggebliebene Hütten, verweilen eine ganze Zeit darin und hören dem jungen Mann zu., der von seiner Kindheit und von seiner Lehrzeit als Jugendlicher bei seinem Großvater berichtet, als das Dorf noch ein Dorf war.

 

 

Wir lernen Pfeil und Bogen der Eingeborenen kennen (Ulrike versucht sich als Jägerin) und zufällig, man glaubt es nicht, gelingt Ulrike

 

das Foto der Woche!! 

 

 

Der junge Mann war kurz verschwunden und kam dann aufgeregt aus dem Wald zurück, winkte Ulrike zu kommen und die zwei verschwanden hinter den Bäumen. Der Rest der Gruppe folgte vorsichtig. Atemlos folgten wir den Handzeichen und dann, tatsächlich, konnten wir die seltenen Seidenschwanzäffchen sehen, hoch in den Bäumen, die kleinsten Affen der Welt, 15cm groß, 100 Gramm schwer.

Atemberaubend.

Danach gabs Essen im Dorf, wieder den Fisch in Bananenblättern, und eine kleine Auswahl handgemachter Kräutertees, Kräutershampoos, Kräuterwürzmischungen.

 

 

U.a. hatten wir im Wald die Pflanze gesehen, die angeblich natürliches Insulinwirkung hat, Sanatodo, wie man sie hier nennt. Natürlich interessiere ich mich brennend dafür und der nette junge Mann geht zurück, während wir uns in den Hängematten ausruhen, um uns einige Stecklinge davon zu besorgen. Er braut mir einen Trank aus den Blättern, den ich auch mit Interesse probiere. Es ist trinkbar, wenn auch gewöhnungsbedürftig und ich bin äußerst gespannt, ob es Wirkung zeigt!

 

 

Wir sind ein bisschen spät dran mit der Rückfahrt, Bettina wartet schon, es geht ihr zum Glück um Einiges besser. In Eile räumen wir die Zimmer und eilen zum Flughafen.

 Wenn wir nicht eine feste Verabredung im Norden des Landes und an der Karibikküste hätten, dann – und da sind wir uns absolut einig – wären wir mit Sicherheit noch viel länger im Regenwald geblieben!

Brasilien

Wir haben immer noch das Problem mit unserer Fluggesellschaft, die es nicht mehr gibt und dementsprechend mit unserem Ticket, was nicht mehr gilt.

Ulrike fährt schon früh mit dem Taxi zum Flughafen, um herauszufinden, wie wir hier wieder wegkommen.

Leider kommt sie ohne Flug wieder zurück.

Es ist ein Regentag! Wir hängen im Hotel ab und als der Regen nachlässt fahren wir wieder zum Flughafen, diesmal alle zusammen. Wir verbringen dort erneut Stunden, stehen in Schlangen (wie viele andere), warten auf Informationen (wie viele andere) und ergattern tatsächlich einen Ersatzflug für uns Drei für morgen Abend!

 

Uff!

 

Erleichtert fahren wir zum Hotel zurück und frohen Mutes buchen wir für den Nachmittag eine „Butterfahrt“ nach Tabatinga, Brasilien.

Die Grenzstädte Leticia und Tabatinga sind praktisch zusammengewachsen und durch den Touristenverkehr sind diese pauschalen Fahrten entstanden. Wir brauchen keinerlei Papiere, wir passieren auch keine Kontrollen, sondern wir werden in Geschäfte geführt, in denen wir irgendetwas kaufen sollen, was touristisch vermarktet wird. Nach dem 2.Geschäft und einigen Diskussionen wird dem Fahrer klar, dass uns das nicht interessiert (wenn es ihm auch nicht gefällt, ich nehme an, ihm geht Provision verloren) und er fragt uns, was wir denn gerne sähen. Wir entscheiden uns für ein Militärgelände, in dem es eine Wildtierauffangstation gibt mit Tieren, die vom Militär aus illegalem Besitz konfisziert wurden.

 

 

Ein schrecklicher „Zoo“ erwartet uns. (Wir waren vorbereitet, wir hatten uns das schon gedacht). Unser Fahrer, der uns begleitet fragt nach, was uns denn nicht gefiele und nach längeren Erklärungen und Diskussionen sieht er das Gelände dann auch mit anderen Augen, vor allem sieht er jetzt auch die Tiere. Insofern hat unser Besuch doch etwas Gutes bewirkt und wir sind nicht allzu frustriert.

 

 

Zum Abschluss bringt uns der Fahrer ans Flussufer, wo es einige Tavernen gibt zu denen die Touristen gekarrt werden. Wir trinken den obligatorischen Caipirinha mit viel Eis, der im Ausflugspreis inbegriffen war und wischen die leisen Zweifel über die eventuell unzureichende Wasserqualität kurzerhand aus dem Weg.

 

 

Es ist schon dunkel, als wir ins Hotel zurückkommen und wir gehen in ein uns empfohlenes Restaurant zum Abendessen. Das Ceviche war sehr gut, der Rest war nicht unbedingt empfehlenswert. Dementsprechend müssen wir mit viel Rum nachspülen, den wir auf dem Heimweg in einem Getränkeladen käuflich erwerben.

 

 

Es ist unser letzter Abend am Amazonas und wir sitzen noch lange quasselnd am Hotelpool. Wir sind gespannt, was uns im Laufe dieser Reise noch so alles erwartet…

Die Affen

Heute ist unser letzter Tag in Eware. Wir packen, zahlen und frühstücken schon frühmorgens. Cristian wartet am Steg, verstaut das ganze Gepäck und wir fahren  ca. 1,5 Stunden flussabwärts durch den Amacayacun NNP nach Mocagua.

 

 

Wir marschieren wieder durch  feuchtheißen Regenwald und Schlamm mit einem indigenen Führer der ein klein wenig zu schnell für uns ist.

 

 

Unser Ziel ist die Stiftung Maikuchiga, eine Auffang- und Auswilderungsstation für (hauptsächlich) Primaten. Die Siedlung, die ursprünglich von Affenjagd und Wildtierhandel lebte, bietet heute – unter fachkundiger Anleitung einiger hochengagierter und ehrenamtlicher Einheimischer – eine Sammelstelle für konfiszierte und verwaiste Affen.

 

 

Leicht abgekämpft gelangen wir dann ein ganzes Stück außerhalb der Siedlung an die Sammelstelle. Wir werden vom verantwortlichen Leiter bereits erwartet und bekommen eine gute Einführung und viele interessante Informationen.

 

 

Die Tiere werden an Ort und Stelle langsam des Menschen entwöhnt und für die Auswilderung vorbereitet. Dabei wird darauf geachtet, dass nur Tiere in die Wildnis gelangen, die auch wirklich in diesem Biotop heimisch und artenrein sind, um einer Vermischung mit Unterarten, die an anderen Orten des Regenwalds vorkommen, vorzubeugen.

 

 

Wir verbringen geraume Zeit bei den Tieren im Wald und wir retten wieder ein bisschen Regenwald (durch eine kleine Geldspende) und dann werden wir ins Dorf zurück geleitet, wo bereits ein Essen auf uns wartet.

 

Ein tolles Essen an einem tollen Platz!

 

Der weitere Plan ist, das Schnellboot nach Leticia am Landungssteg von Mocagua zu besteigen, wenn sich auch keiner wirklich sicher ist, ob es hier hält oder nicht.

Man sagt uns, sobald wir Motorengeräusch hören und die Silhouette eines blauen Bootes sähen, mögen wir mit den Armen fuchteln und man hole uns dann ganz sicher ab.

Wir verabschieden uns von Cristian (der uns sehr ungern alleine lässt muss ich sagen), aber unser Gepäck auslädt und irgendwann geht.

Und dann warten wir.

 

 

Die Zeit vergeht, der eine oder andere Regenschauer auch. Noch mehr Zeit vergeht und wir fangen langsam an zu bezweifeln, ob auch tatsächlich ein Boot kommen wird. Dann füllt sich aber plötzlich der Steg mit Menschen aus dem Dorf und wir beginnen bereits unsere Sachen zu packen, als ,man uns klarmacht, dass das Boot (welches wir jetzt auch in der Ferne sehen), in die andere Richtung fährt. Das Boot nach Leticia würde schon noch kommen.

Stunden später kommt es auch.

Ein Ersatzboot, wie wir erfahren, da das reguläre Schnellboot voll gewesen war und man ein zusätzliches organisieren musste. Es sind auch nicht viel Leute drauf, wir freuen uns schon, dass wir dieses Mal soviel Platz haben, als sich herausstellt, dass der Kapitän ein Irrer ist, der mit höchstmöglicher Geschwindigkeit durch den mit Treibgut übersäten Fluss rast. Es braut sich ein Sturm zusammen (möglicherweise ist das der Grund für seine Eile), es wird dunkel und windig, die Planen werden zugezogen, draußen tobt der Regen.

Wir sitzen quasi im Finstern, halten uns fest, vertrauen darauf, dass diese Leute schon wissen, was sie tun und dann sind wir auch schon in Leticia.

 

 

Wir beziehen unser Hotel, drehen noch eine kleine Runde durchs Viertel und fallen dann völlig erledigt in die Betten.