Rostock

Nachdem wir irgendwo in der Nähe von Rostock endlich eine Werkstatt finden, die unseren Kühlschrank wieder zum Funktionieren bringt, beschließen wir, einen Zwischenstopp in Rostock einzulegen.

Wir spazieren bei

unglaublicher Hitze

(arme Yoko!) durch die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Kirchen, die Rostock ebenso prägt, wie Plattenbauten aus der DDR-Zeit.

Nicht unbedingt eine Stadt, die man gesehen haben muss.

In einem Café einigen wir uns auf einen Naturcampingplatz Richtung Schwerin.

Der Darß

Eine Halbinsel im Nationalpark

Vorpommersche Boddenlandschaft

…Eine Naturlandschaft, in der Wind und Wellen die Küste immer neu erschaffen, Hirsche am Strand spazieren und tausende Kraniche rasten…

So liest man!

Weder haben wir Kraniche oder Hirsche gesehen noch allzuviel  vom „pudrig weißen Sandstrand“.

Dafür viel Tourismus. Herausgeputzte Dörfer, überteuerte Restaurants, volle Campingplätze.

Nach mehreren Anläufen bekommen wir einen Platz zum Übernachten auf einem riesigen, unangenehmen und viel zu teuren Campingplatz mit Monstermücken-Plage und einer Unterhaltungsmaschinerie wie in Disneyland. Außerdem fängt es an zu regnen und wir stellen fest, dass unser Kühlschrank nicht funktioniert!

Wir flüchten am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe.

Stralsund

Unsere nächste Empfehlung ist die Hansestadt Stralsund. Aufgrund ihrer Lage am Strelasund wird die Stadt auch als „das Tor zur Insel Rügen“ bezeichnet. Das besondere Identifikationsmerkmal ist die allseitig von Wasser umgebene Altstadtinsel, deren eindrucksvolle seeseitige Silhouette vom Hafen und den drei großen Pfarrkirchen dominiert wird. Seit 2002 steht die Altstadt auf der

 

UNESCO-Welterbeliste

Zunächst essen wir sehr lecker am Hafen in einer Fischbude, die uns Anna empfohlen hatte.  Dann bestaunen wir die Gorch Fock, die im Hafen liegt

Danach entschließen wir uns zu einer Stadtrundfahrt, die an der Fährbrücke am Fischmarkt, vor der Hafeninsel beginnt.

Wir sehen Dutzende denkmalgeschützte Giebelhäuser, zahlreiche Kirchen und Klöster, viele kleine Kanäle mit Booten und Kuttern und natürlich auch das Wahrzeichen der Stadt, das Rathausensemble inmitten prunkvoller Bürgerhäuser im Stil der norddeutschen Backsteingotik, sowie die älteste Hafenkneipe Europas.

Anna

Was wir heute erleben ist speziell.

Wir haben uns einen Stellplatz in der Nähe von Stralsund ausgesucht und eine Zusage bekommen.

Wir finden das Haus, es befindet sich in einer kleinen Siedlung, sozusagen „in the middle of nowhere“.

Eine kleine, dünne Frau mit wirrer Haartracht und Windel unter den Leggins, lotst uns mit seltsam anmutenden Anweisungen durch das enge Tor auf das Grundstück.

Ich fühle mich irgendwie an „Hänsel und Gretel“ erinnert, muss ich sagen…Die Dame, die wahrscheinlich wesentlich jünger ist als sie aussieht, scheint high oder betrunken.

Sie zeigt uns die Haushälfte, die sie als Gästehaus bezeichnet und wo sich das Gästebad befindet. Das Etablissement ist, ich will mal sagen, interessant!

Ein vollkommen heruntergekommenes Gebäude, dessen Inneres wohl schon sehr lange Zeit nicht mehr betreten wurde. Der Weg durch ein Treppenhaus zum hinten gelegenen Badezimmer wurde einigermaßen freigeräumt, ansonsten ist alles zugestellt. Das obere Stockwerk, soweit einzusehen, ist mit Spinnweben behangen. Soweit ich erkennen kann, gibt es Unmengen von gefüllten Einmachgläsern, Marmeladen, Tetrapacks mit selbstgepresstem Apfelsaft. Dazwischen Müll, Werkzeuge, defekte Maschinen, ich weiß nicht was noch alles.

Das Bad grenzt an eine alte Küche und an ein Zimmer mit Bett und altem Bettzeug. Soweit man unter dicken Staubschichten erkennen kann, wurden einst Wände, Fenster und Regale liebevoll dekoriert. Es ist alles so verdreckt, dass Dusche und Toilette klar als grob gereinigt erkennbar sind.

Es kostet mich viel Überwindung, aber ich dusche! Aus dem Hahn kommt klares, sauberes und warmes Wasser!

Das alles macht umso betroffener, als dass unser Auto vor dem Haus auf einer wunderschönen kleinen Blumenwiese steht, von der man genau sieht, dass sie durchdacht angelegt wurde und professionell gepflegt wird. Ein Stückchen weiter stößt man auf ein Hühnergehege, das liebevoll eingerichtet und picobello sauber ist. Das kleine Gartenstück, das zu unserem Stellplatz gehört,  ist gewollt „wild“ gehalten und von Gärtnerhand gestaltet. Der Gegensatz zum Gebäude könnte kaum krasser sein. Die kleine Frau ist verschwunden.

Am nächsten Morgen taucht sie wieder auf, deutlich klarer bei Verstand, und stellt sich vor. Ihr Name ist Anna.

Anna zeigt uns ihr riesiges Grundstück und erzählt dabei aus ihrem Leben. In Bayern geboren ist sie irgendwann nach der Wende immer weiter in den Nordosten geflüchtet, wo sie sich freier entfalten konnte. Die gelernte Gärtnerin, Mutter zweier Söhne, Kunsthandwerkerin, Reiseleiterin, Sterbebegleiterin, jetzige Frau eines Scherenschleifers u.v.m. lebt auf diesem Grundstück, wo sie perfekt durchdachte Permakulturen betreibt. Die Tierhaltung – es gibt alles Mögliche – ist einwandfrei, der Garten auf alternative Art perfekt gepflegt.

 

Nur der Mensch scheint irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein.

Ein hochinteressantes Leben, das irgendwie und irgendwann gescheitert ist.

Diese Begegnung macht uns sehr nachdenklich. Wir reden noch eine ganze Weile darüber.

Müritz Nationalpark

Heute sind wir viel gefahren und es ist ein sehr heißer Tag. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang im Müritzer Wald. Hier sind die Temperaturen angenehm und die Natur um uns herum muss man ehrfürchtig bestaunen.

Es ist der größte Waldnationalpark Deutschlands. Die zahlreichen Seen und Moore machen ihn einzigartig. Rund um den kleinen Ort Serrahn im Osten des Müritz-Nationalparks haben alte Buchenwälder wechselhafte Zeiten überdauert. Der alte Buchenwald ist eine Kostbarkeit und wurde 2011 zum

UNESCO-Welterbe

ernannt. Gemeinsam mit über 60 weiteren Buchenwaldgebieten in ganz Europa und Urwäldern in der Ukraine und der Slowakei werden die letzten Reste dieser weltweit einzigartigen Wälder geschützt.

Malchow

Der Landkreis

Mecklenburgische Seenplatte

Ist flächenmäßig mit Abstand der größte Landkreis Deutschlands. Es gibt hier über 1000 Seen, von denen die meisten durch natürliche oder künstliche Kanäle miteinander verbunden sind.

Eine Gegend die ich schon immer mal besuchen wollte! Und dass wir hier meinen Geburtstag verbringen gefällt mir gut.

Wir brunchen in der – zwischen Müritz und Plauer See gelegenen – Inselstadt Malchow.

Danach buchen wir eine mehrstündige Bootsfahrt über vier Seen. Dass Wetter ist tatsächlich wunderbar, die Landschaft ist wirklich bemerkenswert, auf dem Boot wird sogar bewirtet. Wir lassen ein paar Stunden die Seele baumeln.

Nach einem bisschen Sightseeing machen wir uns am späten Nachmittag auf die Suche nach einem – für den Tag adäquaten – Abendessen. Und wir haben Glück! Ein „Insidertip“ führt uns in eine Fischerhütte an einem ganz kleinen See. Sehr einfach und nach alter DDR-Manier auch etwas rau, ist das Essen jedoch hervorragend!

Dieser gelungene Tag endet müde, aber zufrieden.